„Wir haben jetzt auch dieses Dings 2.0“, Vortrags-Video

„Wir haben jetzt auch dieses Dings 2.0“ – Die Große Transformation zur Webgesellschaft from Gerald Fricke on Vimeo.

Vortrag Dr. Gerald Fricke beim Convention Camp, Hannover 27.11.2012, siehe auch hier

Was bedeutet die „Große Transformation“ zur Webgesellschaft für die Unternehmen, die Demokratie und unser „kommunikatives Handeln“, welche neuen Formen der Zusammenarbeit entstehen? Oder anders gefragt: Wenn Habermas Twitter ist, warum ist dann Luhmann Facebook und was sagen Ihr freundlicher Social-Media-Berater und Max Weber dazu? Und überhaupt: Wie postmodern ist eigentlich dieses Internet-Dings und warum finde ich Ihr Mittagessen nicht auf Foursquare?

Gerald Fricke, Politikwissenschaftler (Dr. rer. pol.), forscht am Institut für Wirtschaftsinformatik (TU Braunschweig) zur Webgesellschaft und hat den satirischen Ratgeber „Dienstanweisung Internet“ geschrieben.

Gewerkschaften in der Webgesellschaft

Wir befinden uns in einer Großen Transformation (Karl Polanyi), in einem Übergang von einer Gesellschaft, die in erster Linie durch Massenmedien und große Einheiten geprägt ist, zu einer Gesellschaft in der das Web das neue Leitmedium ist. Diese Transformation hat bedeutende Auswirkungen auf die Politik und die Demokratie – und die Kollektivakteure, wie Unternehmen und Gewerkschaften. Mit diesen Herausforderungen können wir am besten umgehen, wenn wir die Geschichte einer neuen Kooperation in der Webgesellschaft erzählen, so meine ich.

Diese Transformation umfasst vier große Bereiche: Den Wandel von einer massenmedialen zu einer fragmentierten Öffentlichkeit. Die einsamen Entscheidungen an der Spitze werden abgelöst durch dezentrale Aushandlungen, der repräsentative Parlamentarismus wird durch eine direkte Demokratie ergänzt, Kollektivakteure mit klaren Interessen durch Individuen in pluralen Rollen abgelöst. Die westlichen Nachkriegsgesellschaften sind bis in die 1970er Jahre geprägt von dem großen keynesianischen Fortschrittsversprechen – von Massenproduktion, Massennachfrage und den Massenmedien. Politik war planbar, Gesellschaft galt als große Maschine, bei der nur die richtigen Knöpfe zu drücken waren.

Diese Massengesellschaft stößt an ihre Grenzen, und damit auch die große Erzählung der Moderne. Wir sehen, dass auch das Web viele moderne Geschichten erzählt: das Web als Bedrohung, als Verheißung, als großes Geschäft oder als Medium. In der ersten Phase galt das Web als Versprechen für eine neue Demokratie im weltweiten Dorf. Andere Interpreten sehen das Web in erster Linie als eine Bedrohung – der politischen Ordnung, der Geschäftsbeziehungen oder gar unseres Gehirns. Und, natürlich, das Web wird als ein neuer großartiger Marketingkanal gesehen, der wenig kostet!

Wir sehen in dem Web zuvörderst einen Assoziationsraum für Akteure, die durch kommunikatives Handeln miteinander verbunden sind. Und die durch ihre assoziative Kommunikation über Schlagworte, Hashtags und „Gefällt-mir“-Daumen, in Blogs, Wikis und Foren, auf Facebook oder Twitter soziale Nähe schaffen. Wir schreiben den Übergang zur Webgesellschaft selber, dieser Übergang vollzieht sich, indem wir ihn erzählen.

Daraus ergeben sich, aus meiner Sicht, diese vier Perspektiven für die Gewerkschaften:

  • Zusammenarbeit stärken,
  • die öffentliche Sache vor den Privatinteressen im Web schützen,
  • neue Ad-hoc-Bündnisse auf Zeit eingehen und
  • praktische Alltagskompetenz im Web beweisen.

Alltagskompetenz im Web bedeutet, dass Gewerkschaften ihre Mitstreiter dabei unterstützen, sich über ihre Themen zu vernetzen und neue Bündnisse zu bilden – zum Beispiel, indem sie dem #Aufschrei auf Twitter eine Stimme, ihre Stimme geben. Gewerkschafter sollten ihre erste Aufgabe nicht darin sehen, ihre Mitglieder und Kollegen vor den Gefahren im Web zu „bewahren“ oder sie vor der Selbstausbeutung zu schützen, sondern sie sollten ihre Kollegen mit ihrer Alltagskompetenz überzeugen und konkrete Tipps und Unterstützungen für die Zusammenarbeit im Web anbieten.

Die Geschichte von Solidarität, Vernetzung, Versammlung und Zusammenarbeit ist ohne Zweifel auch die Geschichte der Arbeiterbewegung. Diese Geschichte müssen wir auch im Web weiter erzählen, meine ich, und neue Assoziationsräume für kooperatives Handeln bilden.

„Die Große Transformation zur Webgesellschaft“, meine Dings-Folien vom #cch12

Was bedeutet die „Große Transformation“ zur Webgesellschaft für die Unternehmen, die Demokratie und unser „kommunikatives Handeln“, welche neuen Formen der Zusammenarbeit entstehen? Oder anders gefragt: Wenn Habermas Twitter ist, warum ist dann Luhmann Facebook und was sagen Ihr freundlicher Social-Media-Berater und Max Weber dazu? Und überhaupt: Wie postmodern ist eigentlich dieses Internet-Dings und warum finde ich Ihr Mittagessen nicht auf Foursquare?

So schön war dieses "Dings 2.0" in Hannover! #cch12

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Gestern habe ich auf dem Convention Camp in Hannover über dieses Dings 2.0 und die „Große Transformation zur Webgesellschaft“ gesprochen. Vielen Dank an alle freundlichen Zuhörer!

Schön, dass so viele bei Twitter mitgeschrieben haben. Hier nochmal zum Ausdrucken…

Zunächst: gebannte Vorfreude

Dann wird es nachdenklich:

Jetzt muss aber dringend Kollege Luhmann ran:

Aber was sagt Ihr Social-Media-Berater dazu?

In Aktion:

Xing? Das „geht“ immer!

Was so ein Essensfoto auf Foursquare alles bewirken kann!

Jetzt noch was über diesen sog. Cyberspace:

Und der Prüfungsstoff!

Zum Schluss: Danke, gleichfalls!

Gut, dass ich vorher angerufen habe!

Schon mal mit Goldfüller notieren: „Dings 2.0“ beim Convention Camp in Hannover, 27.11.2012

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Gerald Fricke: Wir haben jetzt auch dieses Dings 2.0 – Die Große Transformation zur kooperativen Webgesellschaft, Vortrag beim Convention Camp, Hannover, 27.11.2012

Hier das Programm.

Mit dem Volksporsche in die 80er

Gerald Fricke: Der Volksporsche. Auftritt bei „Bohlweg-Zeiten. Die 80er in Braunschweig“, Buchhandlung Graff, Braunschweig, 8. Oktober 2012.

„Der Übergang zur Webgesellschaft“ – meine Vorlesung im Sommersemester 2012

Wir meinen, dass wir uns gerade in einem großen Übergang befinden, von einer Gesellschaft, die in erster Linie durch Massenmedien und große Einheiten geprägt ist, zu einer Gesellschaft, in der das Web das neue Leitmedium ist. Diese Transformation ist ähnlich bedeutsam wie der Übergang von traditionellen Gesellschaften zu den Marktgesellschaften im Zuge der Industrialisierung im 19. Jahrhundert, die Karl Polanyi auf die Formel der „Great Transformation“ gebracht hat.

Transformation

„Der Übergang zur Webgesellschaft“ – Vorlesung Dr. Gerald Fricke, TU Braunschweig, Sommersemester 2012 

Im Sommersemester 2011 haben wir uns in der Vorlesung „Information und Kommunikation in der Webgesellschaft“ an ausgewählten Beispielen mit diesem Übergang beschäftigt, von der Arabischen Revolution über demokratietheoretische Fragen bis zu Social-Media-Strategien in Unternehmen. Eine Zusammenfassung der Vorlesung und Literatur findet Ihr hier.

Dieses Sommersemester geht es weiter, mit der Webgesellschaft. Das sind die Themen:

  • Strukturwandel der Öffentlichkeit durch das soziale Web?
  • Wie machen wir Klimapolitik im Web?
  • Welche Auswirkungen hat das soziale Web auf die Politik?
  • Welchen „Wert“ schaffen soziale Medien für Unternehmen?
  • Wie wandelt sich die Arbeitsgesellschaft durch das Web?
  • Wie könnte Automobilität in einer Webgesellschaft aussehen?

Zu jedem Thema wollen wir wieder Thesen entwickeln. Dieses Mal jeweils in einem Pecha-Kucha-Vortrag verschiedener Studenten-Gruppen: Zwanzig Folien, jeweils zwanzig Sekunden vorgetragen, insgesamt 6:40 min. Mehr dazu und zur Vorlesung hier, im wi2-Blog.

Anstoß zur Webgesellschafts-Vorlesung ist morgen, am Freitag, 20.04.2012, 11:30 Uhr, im Raum SN 22.1. Kommt vorbei, das Festzelt ist beheizt!