So schön war dieses "Dings 2.0" in Hannover! #cch12

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Gestern habe ich auf dem Convention Camp in Hannover über dieses Dings 2.0 und die „Große Transformation zur Webgesellschaft“ gesprochen. Vielen Dank an alle freundlichen Zuhörer!

Schön, dass so viele bei Twitter mitgeschrieben haben. Hier nochmal zum Ausdrucken…

Zunächst: gebannte Vorfreude

Dann wird es nachdenklich:

Jetzt muss aber dringend Kollege Luhmann ran:

Aber was sagt Ihr Social-Media-Berater dazu?

In Aktion:

Xing? Das „geht“ immer!

Was so ein Essensfoto auf Foursquare alles bewirken kann!

Jetzt noch was über diesen sog. Cyberspace:

Und der Prüfungsstoff!

Zum Schluss: Danke, gleichfalls!

Gut, dass ich vorher angerufen habe!

Schon mal mit Goldfüller notieren: „Dings 2.0“ beim Convention Camp in Hannover, 27.11.2012

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Gerald Fricke: Wir haben jetzt auch dieses Dings 2.0 – Die Große Transformation zur kooperativen Webgesellschaft, Vortrag beim Convention Camp, Hannover, 27.11.2012

Hier das Programm.

Kult-Twitterer Mao auf der Buchmesse!

Gerald Fricke macht Regionaltheater.

Kult-Twitterer Mao und die Generation Internet

Von Gerald Fricke

Heute beginnt die Frankfurter Buchmesse. Neben den Gartenbüchern, Kochbüchern und autoritären Erziehungsratgebern sind dieses Jahr die Themen Kochen, Gartenpflege und autoritäre Erziehung besonders angesagt. Zweiter großer Trend: Twitter in China, dank des Ehrengastes Mao Tse Tung. Wir haben den Großen Vorsitzenden und neuen Kult-Twitterer im China-Zelt getroffen, beim kleinen Häppchen-Empfang.

Seit einem Jahr ist er jetzt auf Twitter dabei, wie vor ihm schon Barack Obama, der „falsche Müntefering“, Louis de Funés und Hauswart Zetschko. Unter seinem nome de guerre @MaoPlus. Zunächst gab es weltweit Zweifel und einiges an Stirnrunzeln. Sollte der Große Vorsitzende tatsächlich persönlich kleine Kurznachrichten in ein Smartphone tippen, sogar von unterwegs aus und beim Baden?

„Hihi“, lächelt der erstaunlich rüstige Vollblutpolitiker, „ich habe mir das Nokia Xpress Music 5800 gezogen, mit Lupe und Stift. Mit der Viererbande kann ich dann auch noch meinen Partnertarif nutzen. Und ich wische Google eins aus!“. Warum die Anmeldung als „Dr. Bert Grafenstein“? – „Warum nicht!“, kontert MaoPlus mit einfacher Gegenfrage. Klare Sache – den Schalk im Nacken, den hat er sich auch im Alter bewahrt, der Große Vorsitzende.

Die meisten Einträge sind ziemlich harmlos. Bemerkungen über den Alltag und das Wetter wechseln mit allgemeinen Belehrungen und brutalo-humanistischen Verhaltensmaßregeln. Der Große Vorsitzende und sympathische Massenbezwinger mahnt immer wieder zu großer Duldsamkeit, auch gegenüber dem Fernsehprogramm und der FDP. „Wage zu kämpfen und wage zu verlieren“, lautet sein augenzwinkerndes Augenzwinkern in Richtung Jugend.

Ja, Mao ist Kult in der „Generation Internet“, auch wenn der „lange Weg“ sehr lang ist. Viele Soziologen und Internet-Erklärbären vergleichen diesen Long-Tail-Effekt mit Autoaufklebern: „Bringt nichts, gibt’s nicht!“. Was ist damit gemeint? Der Große Vorsitzende amüsiert sich über diese und andere Deutungsversuche: „Dem Volke dienen – das ist nun einmal meine Kernkompetenz“, lächelt er alle Bedenkträgereien einfach weg.

Auch der Spaß kommt nicht zu kurz. „Denk- und Arbeitsmethoden neu denken und radikal verwerfen“ oder „Aufbau unseres Landes durch Geduld und Genügsamkeit“, haben für viele Schmunzler im Web gesorgt. „Ja, diese Selbstkritik ist wichtig, kann aber auch nerven“, konstatiert der virile Hundertzwanziger. Nur einmal gab es richtig Ärger. „Luca Toni wird nicht spielen, solange ich bade. Punkt.“ Damit sorgte @MaoPlus für große Aufregung. Eine ganz klare Einmischung in die inneren Angelegenheiten der Bundesrepublik Deutschland. Der Große Vorsitzende hatte für einen Sturm im Badeteich gesorgt.

Heute gibt er sich geläutert: „Ich werde in Zukunft nur noch die Ergebnisse der Bundestagswahlen und der Bundesliga vorab twittern“, erstickt er etwaige Kritik brutalstmöglich im Keim. Und tatsächlich: „Hier die Ergebnisse der Bundestagswahlen 2013: CDU mittel, SPD wenig, der Rest legt zu“, lässt er seine „Follower“ schon heute wissen.

Aber lässt sich tatsächlich mit 140 Zeichen die Revolution vorantragen? MaoPlus lässt sich nicht lange bitten: „Mit 140 Mutmach-Zeichen die Herzen gewinnen!“, schreibt er uns ins digitale Poesiealbum. Zum Abschied „bumpen“ wir noch mal unsere Adressen. Bereut der Große Vorsitzende irgend etwas, was lief falsch in der Kulturrevolution? „Nöö, passt scho“, gibt er sich trotzig. „Nur eine Sache nervt mich doch ein bißchen: das Nokia Xpress Music 5800 ist eben doch kein iPhone. Mist, am falschen Ende gespart.“

Unser Tag auf der Messe neigt sich dem Ende zu. Wir winken lange.

Heute vor einem Jahr war China noch das „Gastland“ in Frankfurt am Main… Leider hat Mao damals den Literatur-Dings-Preis nicht gewonnen.

Unsere schönste re:publica 2010

Letzte Woche waren Markus Weinmann (@HerrHempel) und ich (@Ballkultur) mit vollem 2-Sterne-Komfort bei der re:publica 2010 zu Gast, mit schwarzem All-Inclusive-Bändchen und diversen mobilen Endgeräten ausgerüstet. Und haben gleich zum goldenen Auftakt  Jeff Jarvis erlebt (Autor von What Would Google Do), im Friedrichstadtpalast. Also da, wo früher das Fernsehballett der DDR und Schlagerstars aus dem nicht-sozialistischen Ausland aufgetreten sind. Und ich sage Euch: Es war großartig!

Jeff Jarvis bei der Kontaktaufnahme

Die Deutschen, so Jarvis in seinem Vortrag über das “deutsche Privatsphären-Paradox”, sorgten sich um ihre Privatsphäre auf Google oder Facebook, ließen aber in gemischten Saunen alle Hüllen fallen. Dabei gehe es aber im Kern nicht um “Privatheit”, sondern um “Kontrolle.”

Darum geht es: um “Kontrolle”

Öffentliches gehöre “uns”, der Öffentlichkeit. Das Öffentliche der Öffentlichkeit vorzuenthalten sei falsch, so Jarvis: “Wenn du dein Wissen nicht öffentlich machst, dann bist du asozial!” Und gibt ein privates Beispiel darüber, wie “wertvoll” es sei, in der Öffentlichkeit zu leben: Jarvis redet und bloggt über seinen Prostatakrebs, hat sich mit Leuten vernetzt, die dasselbe Schicksal teilen. “Wenn wir alles teilen, was wir über eine Krankheit wissen, erfahren wir mehr, als wenn wir alles verheimlichen. Ich habe über meine Erkrankung geschrieben, damit Leute, die nach ‘Prostatakrebs’ suchen, andere Menschen finden, die das durchmachen mussten”, sagte Jarvis.  Nun gehe es darum, “uns”, die Öffentlichkeit, zu schützen. “Wer etwas aus der Öffentlichkeit herausnimmt, der stiehlt von uns allen!”

Mitgemalt hat Anna Lena, live und in Farbe:

Die Informationsdesignerin Anna Lena Schiller malt den Jeff-Jarvis-Vortrag

Evgeny Morozov dagegen warnte vor dem “konterrevolutionären” Umschlag des Web 2.0, am Beispiel autoritärer Regime in China und im Iran. Die Freundeslisten von Aktivisten böten eben auch die Möglichkeit, Regimegegner ausfindig zu machen und zu verfolgen.

Morozov spricht interessantes Englisch

Peter Kruse teilte die Besucher des Internets in “Digital Residents” und “Digital Visitors”. Die einen wollten von überall ins Netz, glaubten an die kollektive Intelligenz, sind neugierig auf Neues, die anderen präferierten Entschleunigung. Den Vortrag haben wir aus Entschleunigungs-Gründen leider verpasst – und dass heißt, das wir wirklich etwas verpasst haben. Darüber waren sich alle Kommentatoren einig. Schade, aber nicht so schlimm, es gibt ja auf der re:publica-Seite alles Verpasste auch im Netz, zum Nachschauen!

Sehens- und hörenswert war auch Udo Vetters feiner Rechtsanwaltshumor.

Udo Vetter gibt Rechtsanwaltshumor 2.0

Und Mittwoch abends die Twitterlesung, moderiert von Thomas Knüwer, vorgetragen unter anderem von @Happyschnitzel und @mspro. Den Offline-Twitter-Contest gewann übrigens zufällig der @Diktator, was also beweist, dass die Twitter-Mafia bei ihrem Klassentreffen eisern zusammenhält. Aber das ist ja auch ok so.

Zur Einstimmung auf die Twitterlesung gab es Sascha Lobos Vortrag über “Shitstorms” im Internet, und wie man mit ihnen umgeht. Seine steile, dialektische These: Shitstorms, also massenhaft vorgetragene Beleidigungen und Beschimpfungen in Kommentarspalten und auf Plattformen können Unternehmen unter Umständen nutzen, weil sie den wahren Kern einer berechtigten Kritik verdecken.

Danach gab es kleinen Bierempfang in der Kalkscheune. Und wir haben sogar Menschen aus dem Braunschweiger Internet getroffen: Lennard, Strawberrylin, Schmutte, Erlebnischris… Prost!

Die Frisur des Web 2.0

Geert Lovink sprach am Donnerstag im Quatsch Comedy Club (!) über Herrschaft, Macht und Interessen im Web 2.0 – und darüber, wie sich die europäische Tradition der Kritischen Theorie damit zukünftig beschäftigen könnte, als normativer Auftrag. Wie sehr wünschte man sich, die deutschen Bestseller-Internet-Basher erreichten auch nur annähernd dieses analytische und intellektuelle Niveau?  Antwort: sehr sehr! Wobei Lovink völlig illusionslos festhielt: “Die Kritik rennt den Tatsachen immer hinterher”. Da musste ich einfach nachfragen, wir haben auf dem Sofa noch ein bißchen über Habermas gelacht, aber dann bemerkte ich, dass Lovink gerade mitten in einem Interview mit einem freundlichen Herrn neben uns steckte. Also weiter.

Geert Lovinks Hemd

Alles in allem war es unsere schönste re:publica aller Zeiten. War ja auch unsere erste. Ganz großartig waren übrigens noch die Auftritte von Peter Glaser (über das Leben auf dem “achten Kontinent”) und Melissa Gira Grant (“Sex Work and Internet”). Zum Ausklang gab es noch ein fantastisches Wiener Schnitzel bei “Friedas Schwester” in der Neuen Schönhauser Straße, und dann ging es mit dem Bahnjammer-Express zurück ins Braunschweiger Internet.

2-Sterne-Komfort im Friedrichstadt-Palast: Ballkultur und Herr Hempel

Habe ich noch was vergessen? Ab in die Kommentare damit, danke!

Gerald Fricke

Für alle Menschen, die den wi2-Blog nicht lesen…!